Im April erlebte ich wieder ein neues Abenteuer: eine 15-tägige Tour vom Norden Hollands bis ans Ende von Belgien.
Ich sehe mich außerstande, hier einen kompletten Reisebericht zu schreiben – zu viel habe ich auf knapp 2500 km erlebt, darunter allein 4 Tage in Amsterdam und 5 Nächte in Rotterdam, wo ich täglich durchschnittlich 25 Kilometer zu Fuß unterwegs war. Daher werde ich mich auf kurze Einzelansichten beschränken:
Anreise:
Am Vortag des Fluges habe ich wieder im NH Hotel am Flughafen übernachtet, um am nächsten Tag entspannt ins Flugzeug einsteigen zu können. Eigentlich. Denn das NH Hotel – in dem ich nun schon 6 Mal genächtigt habe – wird immer schlechter und teurer. So erhielt ich diesmal wieder ein schlecht gelegenes Zimmer neben dem Aufzug und einer Putzkammer. Schlaf war kaum möglich.
Flug:
Das erste Mal mit KLM in der Business Class geflogen. Der Hinflug war okay, nur das Gepäck hat in Amsterdam ewig gedauert. Der Rückflug war jedoch eine Farce, da dieser einfach gestrichen wurde. Nach zig Telefonaten und Schalterlauferei, widersprüchlichen E-Mails und Push-Nachrichten, erfolgte die Umbuchung auf Transavia, und ich trat den Heimflug zusammengepfercht an. Jetzt streite ich seit einem Monat wegen der Rückvergütung.
Wetter:
Blauer Himmel, strahlende Sonne und sehr windig. Für schöne Reise- und Landschaftsfotografie eigentlich zu schön. Aber die Reise im Zeitraum vom 31. März bis 16. April anzusetzen war eine gute Entscheidung, denn das Laub war gerade erst im Entstehen, sodass mir kein Baum den Blick verstellt hat. Auch die Temperaturen waren morgens und abends zwar frisch, aber tagsüber gut erträglich. In Belgien und den Niederlanden hat es seit vielen Wochen nicht geregnet, daher ist die Vegetation karg. Saharastaub liegt in der Luft, und auch überraschend viel Staub ist in der Atmosphäre. Das Putzen der Ausrüstung wurde zur Dauerbeschäftigung.
Land:
Holland ist flach (sehr flach), und wären da nicht die unzähligen Wasserläufe, wäre es eigentlich unspektakulär. Moderne Windräder säumen den Horizont, und die knorrigen Holzwindräder schmücken viele Orte malerisch. Von Belgien bleiben mir vor allem die vielen tollen alten Schlösser sowie unendlich lange Strände in Erinnerung. Die Architektur der beiden Länder unterscheidet sich: Belgien könnte auch Frankreich sein, Holland jedoch nicht. Orte, die den Weltkrieg überlebt haben, strotzen vor alten, schiefen Gebäuden. Dort, wo die Bomben alles zerstört haben – wie etwa in Rotterdam – protzt man mit modernster und waghalsiger Architektur. Aber was bringt einem Fotografen das alles, wenn Baustellen, Gerüste und Müllberge die Motivkomposition erschweren? Leider waren viele Spots unfotografierbar.
Leute:
Ich nenne sie mal „Einheimische“, um sie von den arabischen Migrantenmassen zu trennen. Die Einheimischen sind zuvorkommend, freundlich, sprechen einen einfach an und geben viele tolle Tipps. Sie fahren ohne Sturzhelm Fahrrad, als gäbe es kein Morgen. In den Lastenfahrrädern sind oft ganze Familien in der Kabine – natürlich auch ohne Sturzhelm. Eingeschaltetes Licht, Handzeichen oder Klingeln gibt es nicht. Dennoch habe ich keinen Zusammenstoß beobachten können. In diesem Chaos aus Menschen, Fahrrädern und Autos war ein System erkennbar. 😉
Kulinarik:
90 Prozent der Lokale werden nicht von Inländern geführt, was auf der einen Seite grandios ist, denn man findet die ganze Welt auf den Speisekarten. Auf der anderen Seite bedeutet es oft Touristenabzocke und Fertigfutter. In Rotterdam habe ich die besten Fries (Pommes) meines Lebens gegessen (Friesbude Bram Laage Kop van Zuid, Ecke Posthumaalaan/Veemstaat). In Groningen war das Lokal „PJs“ ein Erlebnis, bei dem man alles auf kleinen Tellern bestellt. Es war fantastisch! Aber das allerbeste kulinarische Erlebnis war eindeutig die superlative Markthalle in Rotterdam. Knapp 100 Marktstände bieten viele Spezialitäten. Unbedingt sparen kann man sich den holländischen Käse, der bunt in Wachs und Plastik eingeschweißt ist – um es mit einem Wort zu sagen: Kacke! Dafür sollte man bei jeder Gelegenheit eine frische Stroopwafel genießen. Diese dünne, süße Sünde macht süchtig. Wer es würziger mag, dem empfehle ich Bitterballen. Kulinarisch keine Offenbarung, aber es macht satt. Auf jeden Fall kann man in jeder Bäckerei einkehren und sich dort Croissants schmecken lassen. Und zur Not gibt es fast an jeder Ecke einen Albert Heijn – den niederländischen Aldi. Gut sortiert, und zu meiner Überraschung gibt es da meine geliebten Chiquita-Bananen und eine ungeahnt große Auswahl an Nussmischungen.
Bargeld:
In Belgien und den Niederlanden zahlt man alles – und ich sage alles – mit Karte. Selbst am Obststand auf der Straße. Oft wird darauf hingewiesen, dass kein Bargeld angenommen wird. Aber Vorsicht: Nicht jeder Laden zeigt das Terminal sichtbar. So habe ich auf meiner Abrechnung gesehen, dass ich nicht 0,95 für eine Banane bezahlte, sondern 9,95. Das passiert mir nicht noch einmal. Für mich ein unangenehm bleibendes Gefühl. Ich möchte nicht, dass sich das auch in Österreich etabliert.
Gepäck:
Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so kalt werden könnte. Zum Glück hatte ich eine Thermohose, einen warmen Sweater, eine Allwetterjacke, Handschuhe und warme Socken dabei. Bereut habe ich nur, dass ich die Wärmepads zu Hause gelassen habe. Abends, wenn das Thermometer um die 2 Grad anzeigte, habe ich sie sträflich vermisst. Mit Gummistiefeln und Stativ wog mein Koffer 27 Kilo. Der Kamerarucksack war mit genau 10 Kilo gefüllt. Mit dabei waren die Fuji X-H1 und X-H2 sowie die Objektive 10-24, 16-50, 55-200, 8, 18 und 90. Fotografiert habe ich hauptsächlich mit den Zoomobjektiven. Als Stativ hatte ich das Gitzo Mountaineer Stativ GT3542L mit dem 3-Wege-Neiger GHF3W dabei. Ich konnte es einige Stunden um die Schulter tragen, aber manchmal war es dann doch zu viel. Trotzdem musste ich es tragen. Außerdem hatte ich zwei Nisi Filtersysteme dabei – das 75 System und die neuen JetMag Pro 85 Magnetfilter. Mehrheitlich genutzt habe ich das ältere 75 Filtersystem, da es einen Verlaufsfilter besitzt. Bei den Magnetfiltern gibt es diesen nicht, und bei zumeist wolkenlosem blauen Himmel war ein Verlaufsfilter unabdingbar.
Unschöne Seiten:
Der Drogenkonsum ist negativ aufgefallen. Vor dieser Reise war ich ein Befürworter der Freigabe von Marihuana, aber nun habe ich meine Meinung geändert. Kinder, die sich „wegpfeffern“, Touristen in peinlichste Situationen bringen und hinter jeder Straßenecke furchtbare Einzelschicksale offenbaren. Überall ist dieser „Kompostgeruch“ wahrnehmbar, und abends schlendert man als gefühlter einziger Nicht-Kiffer durch die Straßen. Wie ein Klischee, aber leider Realität: Afrikaner, die alles anbieten, und Araber, die mit ihren aufgemotzten Autos posieren. Ich hatte mich auf das oft propagierte Multikulti gefreut und viel über die Vielschichtigkeit der Niederlande gehört, aber was ich erlebte, war eine dreckige, laute, versiffte, schnuddelige, menschenverachtende arabische Massenkultur. Es war nicht nur furchtbar, sondern hat mich im Mark erschüttert. Natürlich gab es auch nette Begegnungen, aber insgesamt habe ich diese Seite sehr negativ erfahren. Das Gefühl, dass die Niederlande verloren sind, verfolgte mich ständig. Besonders im Rotlichtviertel De Wallen rund um De Oude Kerk. Inmitten dieses Chaos habe ich meine Bleibe im Hotel Old Quarter gewählt – mit voller Absicht. Zu romantisch war meine Vorstellung von diesem abendlichen Viertel, in dem Touristen die leicht bekleideten Frauen in den Schaufenstern betrachten. Ich wollte das Verruchte fotografisch festhalten, aber es hat mein inneres Empfinden dagegen gestimmt.
Hotels:
Bei den 9 Hotels war alles dabei: vom klaustrophobisch kleinen Zimmer über ein klosterähnliches Kabinett mit Dusche und Klo auf dem Gang bis hin zu einem großzügigen Apartment. Letzteres hatte ich in Rotterdam, aber leider gab es direkt vor der Tür eine Großbaustelle. Die mechanische Schiebetür höre ich noch heute. Dafür war die Unterkunft perfekt gelegen, direkt neben dem Hauptbahnhof und an Metro und Straßenbahn angeschlossen. Was ich bei der Planung jedoch nicht wusste: Während meines Aufenthalts fand der Rotterdam-Marathon statt. Das führte zu erheblichen Verkehrsbehinderungen und einer überfüllten Stadt.
Best Places:
Das unangefochtene Highlight war das UNESCO-Weltkulturerbe Kinderdijk mit seinen vielen Windmühlen an geschwungenen Wasserläufen. Ich war einmal am Abend dort und noch einmal am Morgen. Die abendliche Stimmung war schön, aber nicht zu vergleichen mit dem mystischen Morgen, als ein dichter Nebel aufzog und die Windmühlen in ein geheimnisvolles Licht tauchte. Ich gebe es zu, ich hatte Freudentränen in den Augen. Es war ein unvergessliches Erlebnis. Von 5 bis 9:30 Uhr war ich fast alleine, erst dann kamen die Touristenbusse, aber auch diese hielten sich mit etwa 300 Personen in Grenzen und verteilten sich gut.
Dann gibt es noch Marken, eine kleine Insel bei Amsterdam. Zwar fährt regelmäßig ein Bus dorthin, aber ich habe ein Bold Taxi genommen, das mich trotz der Regel, dass nur Einheimische ins Dorf dürfen, bis zum Leuchtturm brachte. Nach Sonnenuntergang hatte ich jedoch weniger Glück, und so marschierte ich bei Sturm und Eiseskälte, mit meiner Stirnlampe leuchtend, durch ein ruhiges Gebiet, das von Wildgänsen bevölkert war.
Auch in der Nähe von Amsterdam befindet sich das historische Windraddörfchen Zaanse Schans. Es ist nett und sehenswert, aber schwierig zu fotografieren weil man nichts freistellen kann.
Bitter enttäuscht bin ich von Delfshaven bei Rotterdam. Es ist zum Drecksloch mutiert. Ebenso das nahe liegende Schiedam, welches 750 jähriges Jubiläum feiert aber eine einzige Baustelle war und ist. Die Städte Brüssel, Antwerpen und Den Haag müsste man sich nochmals extra ansehen, was ich gesehen habe war aber jetzt nicht der Burner. Oostende möchte ich mit dem sehr weitläufigen Sandstrand hervorheben, aber es war Ebbe und nur blauer Himmel. Ebenso passiert in Nieuwport.
Fazit:
Die Reise war in erster Linie als Locationscouting gedacht, um Fotospots zu finden und zu beurteilen, wie und wann man diese fotografisch erkunden kann. Daher war die Tour durch diese beiden Länder recht flott. Belgien kannte ich vorher kaum und fühlte mich dort etwas fehl am Platz. Vielleicht besuche ich das Land mal mit einer Seniorengruppe im Bus. Vorher jedoch wahrscheinlich nicht.
Da ich von KLM einen Gutschein über 300,- erhalten habe, plane ich im Herbst, Amsterdam zu besuchen, um die Stadt im Herbstlaub zu entdecken. Obwohl ich in einigen Museen war, ist mir Kunst und Kultur zu kurz gekommen, was ich beim nächsten Besuch nachholen möchte. Dann werde ich mich auf die äußeren Grachten konzentrieren und das Zentrum auslassen. Und da ich nun einige Locations erkundet habe, werde ich mich nach einem Burlesque-Modell umsehen.
Hier meine Tourenkarte von den Spots in Rotterdam und Amsterdam: