Venice Venedig Venecia

Venedig im Jänner. Ich denke, es ist der beste Monat, den man sich für einen Besuch aussuchen kann – nicht nur wegen der geringeren Zahl an Touristen, sondern wegen der Wetter- u. Lichtstimmung, die sich von Stunde zu Stunde verändert.

Obwohl das Schicksal es mehrmals versucht hat, mich von Venedig fernzuhalten (wenige Tage vor Abreise hat sich meine Frau mit Corona angesteckt, dann ist mir der Zug bei der Hinreise einfach davon gefahren und zuletzt bei der Heimreise erst gar nicht mehr gefahren) war ich nun schon drei Mal zu Besuch und plane bereits meine nächste Tour durch Venedig, Lido und Pellestrina. Eigentlich wollte ich diesmal auch die vorgelagerte Orte wie Chioggia bis Comacchio besuchen, aber ich muss meine Reise verkürzen und es auf ein anderes Mal verschieben. Auch gab es Probleme mit diversen unflexiblen Mietwagenanbietern die mir durch ihre Gier und negativen Rezensionen die Lust darauf nahmen.

Ich habe es bisher zwei Mal geschafft, den Christbaum am Markusplatz zu besichtigen, auch die besondere Wasserkrippe in Burano durfte ich glücklicherweise noch sehen, auch das Fest der La Befana – das venezianische Fest der Hexe – war mir am Canale Grande ein besonderes Erlebnis. Der Besuch der Friedhofsinsel San Michele sowie die Überfahrten nach Lido di Venezia und Pellestrina sind besondere Erlebnisse für einen Motivjäger. Allerdings hatte ich bis jetzt Venedig und seine Inseln eher von der rauen Seite erlebt. Ich meine damit ein nahezu komplett verlassenes Venedig und Burano nach dem Corona-Ausbruch und ansonsten nur bei absolut nasskaltem Wetter. Dafür hatte ich noch vor Eröffnung der MOSE-Hochwasserschutzanlage die Möglichkeit ein echtes acqua alta zu erleben. Das Wasser stand hoch und daher wurde auch der Vaporetto-Verkehr eingestellt. Nach der Inbetriebnahme von MOSE hatte ich ein acqua alta in Burano erlebt und einige überschwemmte Plätze.

Übernachtungen:

Absolut empfehlenswert ist das Hotel Firenze. Wundervolles venezianisches Flair, freundlicher Empfang, pingelig sauber und perfekt gelegen – nur wenige Meter vom Marktplatz, dem Teatro la Fenice und dem Anlegesteg für die Wassertaxis bzw. Vaporettos entfernt. Allerdings sind die Wände sehr hellhörig, aber das ist so einem historischen Palazzo einfach geschuldet.

Auch empfehlenswert – und gleich neben dem Bahnhof gelegen – ist das Hotel Abbazia. Es war zu meinem Besuch noch wunderbar weihnachtlich geschmückt, doch auch hier war mein Zimmer, das direkt unter der Holztreppe lag, nicht wirklich zum Schlafen geeignet.

Mein bisher bestes Apartment ist Moon or Darma: Eine ganze Wohnung von etwa 60m2,  nur wenige Schritte von der Seufzerbrücke und dem großen Vaporetto-Anleger San Zaccaria entfernt. Von dort aus kommt man mit dem Wassertaxi überall hin. Dieses Apartment ist für die nächste Reise schon wieder fix gebucht.

Sehenswürdigkeiten:

Nun, Venedig ist die Sehenswürdigkeit schlechthin – all diese Brücken, jede Ecke, jede Gasse, jeder Kanal und nahezu jedes Gebäude verleiten zum Staunen. Doch auch zahlreiche Baustellen können einem so manches Foto vermasseln.

Restaurants:

Na ja, mal so mal so. Zumeist wird man abgezockt und die Qualität lässt zu wünschen übrig. Man sollte die Hotspots meiden und sein Glück lieber in Seitengassen fernab der Touristenströme versuchen. Keinesfalls sollte man den Straßenkellnern folgen, die Touristen vor den Lokalen „abfangen“. Und zuletzt: Die Speisekarte genau lesen! Immer wieder finden sich wundersame Beträge auf den Rechnungen wie Musikzuschlag, Gedeckgebühr, Bedienung extra oder Preise ohne Steuerangabe.

Ich habe mir oft nur alles Nötige in den schwer zu findenden Despar Märkten gekauft und mich selbst versorgt.

Aber einen Tipp (oder besser zwei) habe ich: Die Osteria Al Squero, vis-a-vis der noch einzig existierenden Gondelwerkstatt. Dort bekommt man unverschämt köstlich belegte Brötchen und einen Aperol dazu, setzt sich draußen auf die Mauer neben dem Kanal und genießt das Treiben rund um das Lokal. Aber Vorsicht vor den Möwen – sie nutzen jede Gelegenheit, um einem die Brötchen zu stehlen!

Dann fällt mir noch die Trattoria alla Fontana ein. Gute Pasta, lustiger und sehr gastfreundlicher Chef.

Reisetipps im Jänner:

Warme und wasserdichte Kleidung, windfester Regenschirm, Handschuhe, Mütze, Regenstiefel, gutes Schuhwerk, Diebstahlsicherungen für Handy und Geldbörse. Ich verwende außerdem Hand- und Fußsohlenwärmer von The Heat Company – damit hält man es stundenlang im Freien aus.

Mir selbst wurde zwar noch nichts gestohlen, aber das Internet ist voll von Videos professionell organisierter Taschendiebe (Pickpockets).

ÖBB:

Ich probiere es nun ein allerletztes Mal, mit der ÖBB nach Venedig zu reisen. Ich habe immer Business gebucht und kaum Vorteile darin gesehen. Bei meiner ersten Reise ist mir der Zug in Wiener Neustadt einfach davon gefahren – nicht, weil ich zu spät gewesen wäre, im Gegenteil! Ich war 30 Minuten früher am Bahnsteig. Doch der Zug hielt nur wenige Sekunden, und als ich den Türöffner betätigte, fuhr die Treppe kurz aus, zog sich sofort wieder ein, und der Zug hat sich auf den Weg gemacht. Ohne mich!!! Am Bahnhof habe ich fuchsteufelswild tatsächlich einen hilfsbereiten jungen Mann angetroffen der mir ein Ticket auf eine spätere Verbindung umgebucht hat. Sechs Stunden warten sind allerdings sehr lang – man kommt nachts in Venedig an und hat nichts mehr von dem Tag.

Bei meiner nächsten Fahrt gab es eine Verspätung. Schuld war ein deutscher Zug, der noch nicht in Wien angekommen war. So bin ich verspätet losgefahren, dafür aber fast alleine im ganzen Zug.

Bei der Heimreise saßen hinten im Abteil sogenannte  „Mag.-FH-Eltern“, die offenbar meinten, für Ihre Kinder gäbe es keine Regeln. Obwohl sie keine  Business Klasse gebucht hatten , liefen die „Gschroppn“ schreiend durch die Abteile. Selbst meine Noise-Cancelling Ohrstöpsel hielten dem Lärm nicht stand. Als die Kinder schließlich auf den Sitzen herumgehüpften, fragte ich den Abteilschaffner, ob er nicht ein Wort zu den Eltern sagen könne – er verschwand auf Nimmerwiedersehen. Gott sei Dank stiegen sie in Klagenfurt aus!

Und zuletzt ist bei der letzten Heimfahrt der Zug komplett gestrichen worden. Ich wurde nicht informiert, keine Info auf der App, keine Info am Bahnhof. Ich habe lange versucht im Bahnhof Infos zu bekommen und habe auch mit der ÖBB-Hotline in Wien telefoniert. Dort wusste man zunächst nichts vom Zugausfall, empfahl mir dann aber einen Nachtzug. So habe ich ein ganzes Schlafabteil für 6 Personen gebucht. Nur durch Zufall wies mir ein Schaffner am Bahnsteig ein anderes Abteil zu, denn meine Buchungsbestätigung war fehlerhaft und ich wäre sonst mit anderen Reisenden im Sitz-Abteil gelandet. So hatte ich dann zwar ein Abteil für mich alleine, doch der Zug – genauer gesagt die Hydraulik – war defekt. Es quietschte permanent und laut während der gesamten 13-stündigen Fahrt nach Hause. Um 3 Uhr morgens riss plötzlich ein Carabiniere die Abteiltür auf und ich wollte schlaftrunken schon mit dem Fuß gegen die Tür treten, erkannte dann aber doch die Uniform. Passkontrolle. Danke für nichts!

Ein Beschwerdebrief an die ÖBB brachte nichts – nicht einmal eine Antwort.

Allgemeine Tipps:

Wenn man sein Gepäck deponieren möchte, kann ich den beim Bahnhof gelegenen Luggage Storage Venezia Stazione empfehlen.

Unbedingt rechtzeitig buchen sollte man den Eintritt zur Aussichtsterrasse des Nobelkaufhauses Il Fondaco dei Tedeschi, das sich direkt neben der Rialtobrücke befindet. Die Aussicht weit über den Canal Grande hinaus ist phänomenal.

Tickets für die Vaporettos buche ich direkt online bei AVM. Die beste Übersicht über die Streckenpläne findet man auf www.visit-venice-italy.com

Auch wenn es durch die MOSE-Anlage wahrscheinlich keine schweren Hochwasser (acqua alta) mehr gibt, rate ich dennoch dazu, sich eine App auf dem Handy zu installieren. Ich verwende hier Venice Tide und die hi!Tide Venice Apps – beide bieten aktuelle Wasserstände sowie eine Vorhersage für den nächsten Tag.

Hier meine Fotospots:

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