Fuji X-Pro2
13.03.2016
Der Osterhase ist mir diesmal viel zu langsam, zumindest konnte ich nicht erwarten, die hochgelobte und vielversprechende Fujifilm X-Pro2 endlich in meiner Hand zu halten. Völlig unterkühlt wurde das Baby mit dem Fujinon 35mm 2.0 Objektiv geliefert, aber sie hält ja zum Glück -10 Grad laut Beschreibung gut aus. Dennoch hab ich sie mal warm werden lassen und mir derweil die Bedienungsanleitung reingezogen. Sie kann viel, vielleicht zu viel, aber man kann sich ja ein eigenes Menü zusammenstellen und nur die Funktionen adaptieren die man möchte bzw. braucht. Das ist sehr löblich! Die ersten Testfotos habe ich in der Automatik gemacht (eingeschränkt auf max. 800 ISO) und habe mich sehr auf das „Durchgucki“ gefreut. Der optische Sucher war gleich mal
das Erste was sehr gewöhnungsbedürftig ist. Die Parallaxenverschiebung erschwert mir die Bildkomposition bei Objekten bis 5 Meter Entfernung. Einen anderen Ausschnitt aufzunehmen als man sieht ist mir bisher bei noch keiner Kamera untergekommen. Ab 5 Meter ist dann der Unterschied nicht mehr so groß. Wie sich hier die Kamera bei Streetaufnahmen hält wird sich noch zeigen. Unter diesem 5 Meter Bereich ist dann der zuschaltbare elektronische Sucher genau dieser groß versprochene Vorteil, da man im Prinzip das fertige Bild sehen kann. Dabei kommt aber die visuelle Beurteilung von Schärfe etwas zu kurz. Dennoch finde ich den Hybridsucher besser als gar keinen zu haben. Im Notfall könnte man ja auch über den hochauflösenden Bildschirm arbeiten. Dieser ist aber leider nicht beweglich. Warum dies hier nicht verbaut wurde ist mir ein Rätsel. Sogar die vor einigen Tagen getestete kleine Olympus OM-D E-M10II hat dieses Klappdisplay als auch meine geliebte kleine Sony RX100II. Mit dieser besagten Sony müssen sich nun auch die Olympus als auch die Fuji messen.
Aber jetzt mal der Reihe nach: Die Fuji X-Pro2 ist überraschend groß und nichts für die Hosen- oder Jackentasche. Sie liegt trotz ihrer eigenmutigen Bauweise sehr gut in der Hand. Der Joystick zur Bedienung der Fokusfelder und Fokusauswahl ist ausgezeichnet gelöst. Auch die anderen Bedienknöpfe sind alle mit der rechten Hand erreichbar. Gewöhnungsbedürftig ist die Einstellung der Blende, denn diese erfolgt mittels Blendenring direkt am Objektiv, aber es wird ohnehin die Blendenzahl immer im Sucherbild angezeigt was bei der Bildkomposition ja nicht ganz unwesentlich ist 🙂 Der Fokus selbst reagiert schnell und bei der 35mm Linse konnte ich selbst bei schwachem Innenraumlicht sehr gut fokussieren.
Das Menü ist einerseits verständlich, andererseits sucht man manche Funktionen recht lange. Auch erschließt sich der Sinn mancher Funktion nicht gleich automatisch.
Ein No-Go ist für mich die WLan App. Sie bricht beim Wechsel der Funktionen nicht nur ständig ab sondern ich vermisse die für mich wichtigste Funkion: Warum zum Teufel noch mal werden aufgenommene Bilder nicht automatisch ans IPad übertragen? Bei dem Preis hätte ich mir ein ordentlich verbautes Modul erwartet und eine starke App. Apropos Preis: Mit 1.799,- für den Body und 399,- für das 35 2.0 dürfte man sich hier schon fast die eierlegende Wollmilchsau erwarten. Da aber weder in der Kamera noch im Objektiv ein verbauter Bildstabilisator vorhanden ist, noch ein Klappdisplay und auch die App mir bei meinen Shootings keine Hilfe ist, werden die nächsten Tage für die Fuji nicht leicht sein mich zum Behalten zu überzeugen.
Wirklich geil ist das Fotografieren in der Acros-Filmsimulation. Die S/W-Umwandlung ist wirklich genial. Ebenso die Rechenschnelligkeit des X Prozessors Pro überzeugt wie auch die Möglichkeit – je nach Einstellung – lautlos zu fotografieren. Auch über die Akkuleistung kann ich nicht meckern und ob ich das doppelte Speicherkartenfach brauche wird sich noch zeigen, bei meiner Canon 5DIII möchte ich dies nicht mehr missen.
Nachtrag 14.03.2016:
Das WLan Problem hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe ein kurz verfasstes Mail an den Support von Fuji abgesetzt. Die Antwort kam heute sehr prompt (zeugt von einem guten Kundendienst) und auch mit einem hilfreichen Tipp. Man empfiehlt mir den Kauf einer Eye-Fi Mobi Pro Wifi SD-Karte welche jedes aufgenommene Bild an das IPad transferiert. Hier würde sich der 2. Kartenslot anbieten, im 1. Kartenfach ist z.B. die SD-Karte für die RAW Bilder und im 2. Kartenfach die Eye-Fi worauf die Jpeg’s mit geringer Auflösung ans Tablet versendet werden. Mit dieser Lösung kann ich leben und werde es auch ausprobieren.
Nachtrag 16.03.2016
Heute habe ich mein Blitzsystem an der X-Pro2 getestet. Das Problem bei Fremdblitzen ist, dass sie zumeist TTL-Kontakte haben und – wie man in diversen Foren liest – bei der X-Pro2 nicht funktionieren und/oder die Kamera sehr heiß wird und dabei eine Fehlermeldung absetzt. Meine Yongnuo YN-560 Aufsteckblitze funktionieren hervorragend, da sie noch die 1. Version sind und diese haben nur einen Mittelkontakt. Was soll ich sagen? SIE FUNKTIONIEREN 🙂
Durch die relativ vielen Aufnahmevarianten – sowohl mit dem mechanischen als auch elektronischen Auslöser – ist mir aufgefallen, dass manche Bilder Bildstörungen aufweisen. Ich werde diese hier noch ergänzend hochladen und an Fuji senden. Denn diese Fragmente a la Matrix können nicht normal sein.
Hier ein Bild zur Veranschaulichung meines geschilderten „Matrix“-Problems.
Nachtrag 19.03.2016
Sollte es jemanden interessieren habe ich hier ein aus der Kamera fertig stammendes JPG zum Veranschaulichung der Farben, Schärfentiefe und Schärfe. Das Bild hat 9MB und ist lediglich ins Beitbildformat 16:9 geschnitten. Die Bildqualität läßt keine Wünsche offen.
Nachtrag 21.03.2016
Nix Osterhase :-(( Nachdem am Wochenende nur mehr Bildfehler entstanden sind, habe ich heute die Gerätschaft wg. Mangel zurückgegeben. Vom Fujisupport kommt im Moment nix, mal schauen was die dazu zu sagen haben.
Edit: Doch Osterhase 🙂 Der Händler hat mir ganz fest versprochen, dass ich – als treuer und bester Kunde – am Donnerstag das Ersatzgerät bekomme. Vom Fujisupport ist allerdings noch nichts gekommen.
Nachtrag 25.03.2016
Nachdem mir nun das defekte Gerät anstandslos ausgetauscht wurde beginnt nun ein neues Kapitel – sozusagen Fuji 2.0 🙂
Gestern wurde eine neue Firmwareupdate herausgebracht, aber scheinbar kapier ich den Aktualisierungsmodus nicht. Zum Glück kenne ich da einen Fujialisten bei dem ich mit meinem Problem vorstellig werden kann.
Etwas nüchtern betrachte ich auch die Akkukapazität, ich glaube nicht, dass sich mit 3 Stück eine Tages-Städtetour durchhalten läßt. Daher bestelle ich nochmal 2 von den günstigen Patonas. Sicher ist sicher.
Der zuerst von mir gelobte Support von Fuji läßt mich diesmal ziemlich lange auf eine Antwort hinsichtlich der „Matrixbilder“ warten. Obwohl das Problem durch die getauschte Kamera eigentlich obsolet ist, interessieren würde mich diese Thematik dennoch.
Nachtrag 27.03.2016
Heute haben endlich das Wetter und die Gelegenheit zusammengespielt und so habe ich die X-Pro2 im „Echtbetrieb“ ausgetragen. Wir sind in den Schlosspark in Eisenstadt spaziert und nicht nur wir haben die Sonne genossen. Es war ein reges Treiben zu beobachten und so kam die neue Kamera immer wieder zum Einsatz. Ich habe die Blende auf 4 gestellt, die Iso und die Zeit auf Automatik und nur mehr am Belichtungsrad gedreht. Voilá.
Nach einem Tag kann man zwar noch kein endgültiges Resümee ziehen, aber für das erste Mal darf ich doch meine Begeisterung teilen.
Das Negative gleich vorweg: Es fehlt eindeutig ein Klappdisplay und das Menü hat vom Logikaufbau noch Potential.
Das Positive überwiegt bei weitem: Das 35 2.0 Objektiv zeigt bei Offenblende und im Nahaufnahmenbereich die Lichtkonturen etwas soft, mit einem Schein rundum. Dafür kann ich aber keinerlei Aberrationen erkennen. Ab einer Distanz von 1 Meter ist das Bild klar, scharf und ausgeglichen. Die Linien gerade, ich habe noch keine Beugungen o.ä. feststellen können. Für Street ein sehr sehr gutes Objektiv.
Nun zur Kamera. Der Body ist groß, liegt aber erstaunlich gut in der Hand, alle Knöpfe und Räder sind mit der rechten Hand zu bedienen (was für mich sehr wichtig ist). Der 24MP Sensor erfasst sämtliche Details, seien sie noch so fein. Die Farben sind wirklich ein Traum und der Acros Modus – der eigentlich ursprüngliche Grund für das Interesse zu dieser Kamera – übertrifft alle meine Erwartungen. Die JPG-Engine arbeitet fein, sehr strukturierte Motive wie Laub und Gras werden aber recht eigen verarbeitet, so als wäre es gemalt. Dies fällt mir aber erst bei extremer Vergrößerung auf und stört mich nicht wirklich. Ich erwähne es aber, da es mir bei Canon oder Sony so noch nicht aufgefallen wäre.
Die Wahl zur geräuschlosen Auslösung ist perfekt wobei das „Klick“ selbst auch einen geilen Sound hat 🙂 Die Serienbildgeschwindigkeit ist für mich mehr als ausreichend, aber um in den vollen Genuss von 8 Bildern pro Sekunde im vollen RAW zu kommen, benötigt man eine SD-Karte der neuesten Generation und die ist mir im Vergleich nur normalen Karte im Moment überteuert. Da warte ich noch etwas ab, aber es ist klar, dass ich früher oder später eine U3 Speicherkarte haben werde um das volle Potential der Kamera im Fall der Fälle nutzen zu können.
Um das ISO-Gezeitenrad habe ich schon einige Diskussionen mitbekommen, für mich ist es perfekt gelöst.
Der Joystick ist mir ja nicht neu, das kenne ich ja schon von der Canon 5DIII, es ist aber ein „must have“ für eine Kamera aus dem Jahr 2016. Ich arbeite permanent damit, bei Fuji ist es sehr gut abgestimmt. Der Fokus lässt sich damit sehr schnell nachjustieren bzw. auswählen und man braucht sein Auge nicht vom Sucher nehmen und bleibt so ständig im Geschehen.
Der AF arbeitet schnell, also sehr schnell. Ich hatte heute aber auch perfekte Lichtverhältnisse und kann nur für das 35 2.0 sprechen. Interessant wird es dann mit dem 18-55 2.8-4 und dem 90 2.0 Objektiven. Die Objektive sind bereits bestellt, Berichte darüber werden selbstverständlich folgen.
Das war’s erst mal, für den 1. Tag habe ich viele Eindrücke gewinnen können und bin echt happy für meine Art der Streetfotografie nun den Bedarf mit einer Fujifilm X-Pro2 abdecken zu können. Dort wo Canon, Sony und Mamyia bisher nicht mitspielen konnten (zu groß, zu schwehr, zu unhandlich, zu filigran) hat die Fuji perfekt den Platz ausgefüllt.
Und da Bilder bekanntlich mehr aussagen, als alles Geschreibsel, lade ich zu meinen ersten Ergebnissen hier ein.
Nachtrag 23.06.2016
Nun habe ich die Fuji einige Monate hindurch ausgiebig getestet und mit einem Städteausflug nach Budweis und Krumau einem Härtetest unterzogen und komme zu folgendem Ergebnis das deutlicher nicht sein kann: Die Fuji X-Pro2 ist DIE vielseitigste Streetkamera die ich jemals in Händen hielt, da laufen die Produkte von Sony, Olympus, und Canon echt hinterher. Die Vorteile sind wie schon erwähnt der schnelle Autofukus der zu 99% exakt arbeitet, alle Bedienknöpfe und Räder sind mit der rechten Hand intuitiv zu erreichen, die vielen guten manuellen Einstellungen die einen persönlichen Look ermöglichen, speziell hervorheben möchte ich auch den Acrosmodus der mir ganz besonders zu liegen scheint und ich auch das Motiv schon „in Acros“ sehen kann. Es ist ein sehr gutes Arbeitswerkzeug und in Kombination mit dem 35 2.0 ein Dreamteam.
Verbesserungsvorschläge:
♦ ein kleiner Hebel der sämtliche Einstellungen vor ungewollter Verstellung schützt
♦ unbedingt ein klappbares Display
♦ ein besser arbeitender Augen/Bildschirmsensor (der von Canon kann das) denn kaum hält man in der Sonne die Hand über den Sucher, verschwindet auch schon die Anzeige am Bildschirm
♦ Verbesserungen in der Akkuleistung (ich habe an einem Tag alle 6 Akkus verbraucht) oder ein passender Batteriegriff
♦ die permanente Verstellung der Dioptrieneinheit nervt
♦ wenn ein JPEG gelöscht wird, soll auch das dazugehörige RAW-Bild gelöscht werden (im Moment funktioniert das nicht)
♦ das in die Kamera eingetragene Bilderrating wird nach dem Download in Lightroom nicht mitübernommen
♦ eine Personifizierung der Kamera – sprich die Eintragung von Copyright- bzw. Metadaten
♦ eine höhere Blitzsynchronzeit
♦ der Sensor reagiert bei Erwärmung mit verstärktem Rauschverhalten. 30Grad Außentemperatur, dann noch ein recht warmer Akku reichen aus um sich negativ auf die ISO-Einstellungen einzuwirken
Nachtrag 10.09.2016
Für Interessierte stelle ich hier die Betriebsanleitung als PDF zur Verfügung-